Revolutionärer Warenverkehr – herausragendes Kopfkino

Beobachtung der Programmkommission

Revolutionärer Warenverkehr – herausragendes Kopfkino

Höchste Qualität, geniales Hörspiel, absolut lehrreich und in Erinnerung bleibend, so beschreibt die Programmkommission der SRG Bern Freiburg Wallis die Sendung «Transalpine Wasserstrasse – Mit dem Schiff über die Alpen». Sie war der Diamant der analysierten Beiträge der Sommerserie des Regionaljournals. Gemischte Gefühle und einige Fragezeigen wiederum löste die Serie «Helvetica» aus.

Die Geschichte klingt unglaublich: Frachtschiffe, die über die Alpen fahren. Vor mehr als 100 Jahren wollte der italienische Ingenieur mit Bündner Wurzeln, Pietro Caminada, mit dieser Idee den Warenverkehr revolutionieren. Dass dies nicht nur inhaltlich eine gute Story ist, sondern die Geschichte auch beinahe revolutionär erzählt wurde, zu diesem Schluss kam die Programmkommission anhand ihres Beobachtungsrasters. «Genial, ein Genuss, aus einem Guss!» Die Mitglieder waren sich einig; die Machart des Beitrags, der Mix von Frauen- und Männerstimmen, Geräuschen und Musik und zudem lehrreich, informativ und nicht zu kompliziert - einfach perfekt. Man gratuliert den Macherinnen und Machern.

Weniger gut weg kam der Sommerserien-Beitrag «Abfall wird immer effizienter verwertet». Was nicht ins Recycling geht, wird in der Schweiz verbrannt, mit dem Ziel Energiegewinnung und wenig Restabfall. Die Programmkommission lobt den Einstieg, als ob der Geruch der Verbrennungsanlage direkt aus dem Radio käme. Zu technisch, zu kompliziert, zu viele Infos sind dann aber die Schlussfolgerung. Mehr und einfacher erzählte Tiefe als komplizierte Breite wünschte man sich. Offen blieb zudem, warum der zusätzliche Inhalt auf der Website (Telefoninterview und Reportage) nicht in den Beitrag verwoben wurde.

Um Abfall ging es auch im dritten analysierten Beitrag der Sommerserie, da erzählen Stefanie Inniger und ihr Mann Pascal, wie es ihnen gelingen soll, möglichst pro Jahr nur ein Einmachglas voll Abfall zu produzieren. Der Beitrag ist topaktuell, so die Kommission, zugänglich, nachvollziehbar. Es fehlte jedoch etwas an Tiefe, an Schärfe und wurde mit zunehmender Länge gar langweilig. Löblich erwähnte man den Abfallspezialisten, ebenso die Abfallzusammensetzung auf der Website. Unbeantwortet blieb die Kostenfrage.

Helvetica oder – an der Putzfrau scheiden sich die Geister

Angekündigt wird die neue Schweizer Serienproduktion von RTS auf der Website wie folgt: «Eine Putzfrau im Bundeshaus muss Unmögliches tun, um ihre Familie vor Gewalt zu bewahren, und gleichzeitig versucht die Bundespräsidentin Kathy Kunz Geiseln im Jemen freizukriegen. Mitten in Bern entsteht ein Netz aus Korruption und Terrorismus – ein spannender Politthriller auf SRF 1.»

Die Kritik ist vielfältig. Die Mitglieder zeigten sich positiv überrascht von der Machart und Professionalität der Serie, die Charaktere und die schauspielerische Leistung wurde gelobt, vor allem die des Chefermittlers. Es sei ein starkes Zeichen für die Bedeutung des SRF, eine Serie auf diesem Niveau produzieren zu können und vor allem ein positives Zeichen auch für die Romandie. Dass verschiedene Dialekte vorkamen fand man repräsentativ. Aufgestossen ist einigen, dass wieder Mal die Kosovaren die Kriminellen sind. Das befeuere die Vorurteile und sei im Krimigenre nun gar etwas abgelutscht. Zuviel wolle die Serie, zu wenig authentisch, zu überspitzt vor allem sehr schlecht synchronisiert sei sie. Wer die Serie in Originalton gesehen hat, mochte sie eindeutig lieber. Warum wurde die Serie überhaupt synchronisiert, warum nicht nur mit Untertitel, warum konnte man nicht auf den Zweikanalton (Französisch) umstellen im Online-Modus? Wird die Serie weitergehen? Warum wurde sie nicht auf zwei bis drei Wochen verteilt, anstatt auf wenige Abende hintereinander?

Auf die Kritik der Synchronisation angesprochen, sagt Sven Wälti, Leiter Film bei der SRG, dass Synchronisieren an und für sich eine Kunst sei, insbesondere ins Schweizerdeutsche. Deshalb habe man keinen Aufwand gescheut und mit einem Experten für Lippensynchronisation aus Deutschland und einem professionellen Tonstudio im Kanton Bern zusammengearbeitet. Weiter ergänzt Wälti, dass auf der Plattform PLAY SUISSE ab November künftig alle Serien in allen möglichen Versionen angeboten werden, u.a. HELVETICA auf Französisch mit deutschen Untertiteln.

Bern, 1. September 2020

DOKUMENT | Beobachtung der Programmkommission

SRF REGIONALJOURNAL | LINK zum Nachhören «Transalpine Wasserstrasse»

SRF 1 | Link zum Nachsehen der Serie «Helvetica»

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